Informationen zum Schüleraustauschprogramm zwischen dem Türr-Gymnasium der Stadt Pápa und dem Hebel-Gymnasium
Vorgeschichte:
- 1989 Idee einer Städtepartnerschaft zwischen Schwetzingen und Pápa/Osten als Pendant zu Lunéville/Westen. Wegbereiter: Stadtbaumeister Reinhard Jäntsch, Gyula Helt
- erste Begegnungen zwischen Handballern und Fußballern beider Städte seit 1990
- November 1991, ungarische Schüler-Delegation (Chor des Türr-Gymnasiums) zu Gast im Hebel-Gymnasium
- September 1992 Besiegelung der Städtepartnerschaft zwischen Pápa und Schwetzingen
- Oktober 1992 Schwetzinger Schülerdelegation zu Gast in Pápa
- Herbst 1998 Wiederbelebung des Schüleraustauschs, seitdem 9 Besuche in Pápa (1999/2000/2002/2004, 2006, 2008, 2010, 2012, 2014, ) und entsprechend viele Gegenbesuche (1999/2001/2003/2005, 2007, 2009, 2011, 2013, 2015).
- Die 10.Austauschrunde startet im April 2016 mit dem Besuch in Pápa.
Ziele
- Erhalt von Einblicken in die schulischen, familiären, kulturellen, sozialen und ngesellschaftspolitischen Lebensverhältnisse des Austauschpartners, Reflexion dieser Erkenntnisse und Vergleich mit den eigenen Lebensverhältnissen
- Knüpfung bzw. Vertiefung von Kontakten, Entwicklung einer friedenstiftenden,
- völkerverbindenden Freundschaft
Auszug aus dem Informationsschreiben für die am Austausch interessierten deutschen SchülerInnen und deren Eltern zu Beginn einer jeden Austauschrunde:
"Das Ziel des Schüleraustauschs besteht u.a. darin, einen Einblick in die familiären, kulturellen und gesellschaftspolitischen Lebensverhältnisse des jeweils „Anderen“ zu bekommen, Erfahrungen auszutauschen, Kontakte zu knüpfen bzw. zu vertiefen. Schlicht, sich einander näher kennenzulernen und so eine friedenstiftende, völkerverbindende Freundschaft zu entwickeln. Fragen, die einen bei einer derartigen Begegnung leiten können, sind z.B.: Wie leben die Menschen dort? Durch welche Eigenschaften zeichnen sie sich aus? Mit welchen Problemen haben die SchülerInnen, Familien zu kämpfen? Welche Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede kann man finden. Die Beantwortung dieser Fragen ist dabei um so interessanter, je unbekannter diese andere Lebenswelt ist. Über England, Frankreich oder die USA haben deutsche SchülerInnen schon selbst mehr oder weniger Erfahrungen sammeln können. Sei es durch einen (Familien-) Urlaub, durch die Medienberichterstattung über diese Länder oder durch den Fremdsprachenunterricht in der Schule… Mit Ungarn verhält es sich anders, da die Schülerinnen und Schüler nicht diesen unterrichtlichen, medialen bzw. persönlichen Bezug haben und gerade deswegen Ihr Interesse hoch ist, dieses Land und seine Menschen näher kennenzulernen“….).
Erreicht werden sollen diese Ziele u.a. dadurch, dass die SchülerInnen
- Im Vorfeld des Austausch über Ungarn/Pápa und die Besonderheiten des Austauschs informiert werden („Info-Abend“ für alle Austauschteilnehmer sowie deren Eltern/Angehörige zur Vorbereitung des Austauschs)
- Vor Beginn einer neuen Austauschrunde „Steckbriefe“ über sich mit den wichtigsten persönlichen Informationen anfertigen, damit seitens der ungarischen Leiter eine möglichst optimale Schülerzuordnung erfolgen kann
- Für die Dauer ihres Besuchs in den Gastfamilien untergebracht werden und so unmittelbar am Leben der Gastfamilien teilnehmen können
- Den Unterricht ihrer Austauschpartner mitbesuchen
- Ein Besuchs- und Ausflugsprogramm absolvieren, dass sowohl die lokalen als auch die überregionalen Sehenswürdigkeiten/Denkmäler etc. berücksichtigt
- Nach Beendigung ihres Besuchs bzw. des Gegenbesuchs eine chronologische Dokumentation ihres Aufenthalts (in Text und Bild) erarbeiten und diese zur Information der Schulgemeinde des Hebel-Gymnasiums in der Aula ausstellen
- Berichte über den Austausch zur Veröffentlichung in verschiedenen Regionalzeitungen und dem Jahrbuch schreiben
Schulaustausch
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Teilnehmerzahl/-auswahl
- Seit der Wiederbelebung des Schüleraustauschs 1998 nahmen insgesamt über 150 SchülerInnen und Schüler (zwischen 12-23 SchülerInnen je Austausch) des Hebel- Gymnasiums dieses zusätzliche schulische Angebot an.
- Grundsätzlich kann jeder teilnehmen, der sich für diesen Austausch im Sinne der o.g. Ziele interessiert und sich zum Zeitpunkt des geplanten Besuchs in der Jahrgangsstufe 9-10 befindet.
- SchülerInnen der Jahrgangsstufe 8 können teilnehmen, wenn Sie über Sprachkenntnisse (Engl.) sowie die nötige persönliche Reife und das nötige Anpassungsvermögen verfügen.
- Bei SchülerInnen der Jahrgangsstufe 11 ist grundsätzlich zu bedenken, dass der Termin des Gegenbesuchs in die Zeit der Abiturvorbereitung bzw. des Abiturs fallen könnte.
- Der Austausch besteht aus dem Besuch in Pápa und dem Gegenbesuch. Deshalb setzt die Teilnahme am Austausch eine häusliche Unterbringung des ungarischen Gastes beim Gegenbesuch zwingend voraus.
- Eine zahlenmäßige Ausweitung des Austauschs erscheint vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Schulgrößen (Hebel ca.950/Türr-Gymnasium ca.500 Schüler) und den differierenden Einkommensverhältnissen (siehe auch „Kosten“) zwischen deutschen und ungarischen Gastfamilien als nicht sinnvoll.
Verständigung
Die meist im Vorfeld des Austauschs aufkommende Befürchtung, sich sprachlich nicht verständigen zu können, erwies sich in den wenigsten Fällen als begründet. Die meisten ungarischen Schülerinnen und Schüler haben Deutsch und Englisch bzw. Französisch als Fremdsprache, so dass die Verständigung incl. der universalen Zeichensprache ganz gut funktionierte. Oft waren es eher die ungarischen Gasteltern, mit denen die Kommunikation aufgrund fehlender Fremdsprachenkenntnisse schwer fiel.
Unterbringung
Die Austauschteilnehmer lebten während des Aufenthalts in den Gastfamilien, besuchten mit ihren Austauschpartnern die Schule und konnten so unmittelbar die Sitten und Bräuche der Gastgeber kennenlernen. Da man sich mindestens zweimal persönlich traf (Besuch und Gegenbesuch) und der Erfolg des Austauschs naturgemäß vom Engagement und der Kontaktfreudigkeit eines jeden Einzelnen abhängt, haben sich bis jetzt z.T. einfach nur nette, sich auf die Begegnung konzentrierte Kontakte, bis wirklich gute Freundschaften zwischen den Teilnehmern entwickelt, die dann vereinzelt auch in weiteren, außerschulischen Kontakten mündeten.
(Bsp. für ein solchen guten Kontakt, der im Rahmen des Austauschs zustande kam, besteht zwischen Sara Karolus und Orsolya Uhlár. Sara hat den Wunsch geäußert, bei Qrsolya untergebracht zu werden).
Kosten
Besuch in Ungarn:
Für die deutschen Teilnehmer fallen beim Besuch in Pápa praktisch keine Kosten an, da die Stadt Schwetzingen die Fahrtkosten übernimmt und die Schülerinnen und Schüler in ungarischen Gastfamilien untergebracht und verköstigt werden. Ebenfalls werden alle sonstigen Programmkosten von der ungarischen Seite übernommen.
Gegenbesuch:
Da der Austausch grundsätzlich auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit beruht, werden alle anfallenden Kosten (Busfahrten, Eintrittskarten, Gebühren etc.) beim Gegenbesuch der Ungarn von den jeweiligen deutschen Gastfamilien getragen. Dazu wird ein Teilnehmerbeitrag erhoben, der sich an den voraussichtlichen Gesamtkosten orientiert (z.Z. ca.50-60€). Dankenswerterweise haben bislang aus dem privaten Schulumfeld der Elternbeirat und der Freundeskreis des Hebel-Gymnasiums den ungarischen Gegenbesuch finanziell sehr unterstützt. Die Stadt unterstützt den Gegenbesuch über einen entsprechenden Etatposten. Vor dem Hintergrund der o.g. Finanzierung kann festgestellt werden, dass auch Kinder aus einkommensschwachen Familien am Austausch teilnehmen können.
Anders sieht die Betrachtung der Kosten aus ungarischer Sicht aus. Hier muss bedacht werden, dass aufgrund der immensen Einkommensunterschiede zwischen Ungarn und Deutschland -bei annähernd gleichen Lebenshaltungskosten!- der von einer ungarischen Gastfamilie zu zahlende Beitrag ungleich höher ins Gewicht fällt, als bei einer deutschen Familie. Im ungünstigsten Fall kann eine ungarische Gastfamilie wohl einen deutschen Austauschpartner aufnehmen, aber Ihren Sohn/Tochter aus finanziellen Gründen nicht am Gegenbesuch in Schwetzingen teilnehmen lassen. Um dies auszuschließen bzw. die Kosten auf ungarischer Seite gering zu halten ist ggf. der deutsche Leiter aufgefordert, Hilfen in solchen Situationen zu finden z.B. durch einen Solidarbeitrag, der vor dem Hintergrund der o.g. Durchschnittskosten für dt.Gastfamilien als zumutbar betrachtet werden kann).
Ausflugs- und Besuchsprogramm
Um die andere Lebenswelt intensiv entdecken und miterleben zu können, gehen die besuchenden SchülerInnen selbstverständlich mit in den Unterricht ihrer jeweiligen Austauschpartner.
Daneben sind Ausflüge und Besuchsprogramme in die nähere und auch weitere Umgebung ein weiterer zentraler Bestandteil des Schüleraustauschs. Dies ist umso einsichtiger, wenn man sich die Entfernung von 900KM zwischen beiden Partnerstädten vor Augen hält. Die attraktive - aber auch die Kostenseite mitberücksichtigende - Gestaltung obliegt dem jeweiligen gastgebenden Leiter. Von Schülern oft genannte beliebte Vergnügungsparks wie Rust oder Hollydaypark etc. bleiben bei der Programmgestaltung unberücksichtigt, da sie diese auch privat an den Austausch-Familientagen besuchen können.
U.a. wurden folgende Ausflugs- und Besichtigungsziele in Ungarn bislang besucht:
- -Esztergom, dem Geburtsort des ungarischen Königs Stephan I., in dessen Zentrum sich die größte ungarische Kuppelkirche befindet
- „Donauknie“ bei Vizegrad
- Budapest mit dem Burgviertel, der Fischerbastei, Parlamentsbesichtigung
- Schloss Fertöd (dem ehemaligen Sitz der berühmten ungarischen Aristokratenfamilie
- Esterházy und langjährige Wirkungsstätte des Komponisten Joseph Haydn)
- Sopron, dem ehemaligen Ödenburg
- Besichtigung der Stadt Pápa mit Blaufärbemuseum, kath.Großkirche, reformierten Gymnasium
- Plattensee, Halbinsel Tihany, Balatonfüred, Schloss in Keszthely am Plattensee
Ausflüge
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Besuchte Ausflugsziele in Deutschland waren u.a.
- Stadt und Schloss Schwetzingen
- die historische Altstadt Speyers mit Judenbad, Altpörtl und Dom
- Straßburg mit einer Bootsfahrt auf der Ill, Turmbesteigung im Münster und die Besichtigung der berühmten „Königsburg“ und des Odilienberges
- Karlsruhe und das dortige Schloss und das Hambacher Schloss in der Südpfalz
- Wiesbaden, Museum der Sinne mit Führung
- Rüdesheim mit dem Niederwalddenkmal
- Stadt und Schloss Heidelberg
- Besuch beim Regionalsender RNF
Außenwirkung/Wahrnehmung des Ungarn-Schüleraustauschs
Über den Austausch wird nach Abschluss eines Besuchs bzw. Gegenbesuchs regelmäßig in Form von Dokumentationen (Schautafel), Zeitungs- bzw. Jahrbuchartikel berichtet. Die Außenwirkung wird zudem durch die offiziellen Empfänge in den jeweiligen Rathäusern bestimmt, bei welchem die Stadtoberhäupter in immer sehr freundlicher, schülernaher Weise die Gäste mit Getränken und kleinen Geschenken willkommen heißen. Diesbezüglich war es sicherlich für alle Austauschteilnehmer auch ein schönes und bedeutendes Erlebnis gemeinsam an den offiziellen Feierlichkeiten der Stadt Pápa zur Aufnahme Ungarns in die Europäische Union am 1.Mai 2004 teilzunehmen zu können.
Unterstützung des Austauschs durch Kollegium und Schulleitung
Beide Schulleitungen und Lehrer-Kollegien unterstützen die Arbeit der für den Austausch verantwortlichen Leiter in kollegialer Weise, sei es z.B. durch Einladungen der Betreuer zu einem Mittag-/ Abendessen oder auch durch die Bereitschaft als Betreuungskräfte am Ausflugsprogramm mitzuwirken.
Fazit
Der Ungarn-Schüleraustausch hat sich in den 18 Jahren, die seit der Wiederbelebung im Herbst 1998 vergangen sind, neben den zwei bestehenden Austauschprogrammen (Frankreich/Lunéville und USA) zu einem festen und von den Schülerinnen und Schülern des Hebel-Gymnasiuns gern angenommenen Bestandteil des Hebel-Gymnasiums etabliert.
Rudolf Steinhübel
verantwortlicher Lehrer