Versteigerungen sind nur etwas für Kunstsammler und ebay-Zocker? Von wegen! Täglich finden Auktionen statt, die Objekte oder Aufträge - von Schnittblumen bis Windkraftanlagen - versteigern. Über Auktionen werden fast alle Güter ohne festen Marktpreis veräußert – und das sind erstaunlich viele.
Daher war es sehr spannend, dass ein Professor für Volkswirtschaft ans Hebel-Gymnasium in den Vertiefungskurs Mathematik kam und über sein Spezialgebiet „Auktionen“ berichtete. Karl-Martin Ehrhart ist Professor für Spieltheorie an der Karlsruhe Universität KIT. Als Experte berät er unter anderem das Wirtschaftsministerium der Bundesregierung, wenn es beispielsweise um die Versteigerung von Lizenzen geht.
Mit den sehr interessierten Oberstufenschülern des Mathe-Kurses führte Ehrhart vier verschiedene Arten von Auktionen durch. Vor jeder Auktion erhielten die Bieter jeweils eine zufällig zugeteilte Zahl, die angibt, welch maximale individuelle Wertschätzung sie dem zu ersteigernden Produkt zuordnen.
Dann gab bei der ersten Auktion jeder Bieter ein Höchstgebot ab, ohne die Werte der anderen zu kennen. Wer das höchste Gebot nannte, bekam den Zuschlag und musste diesen Betrag auch zahlen. Bei der Zweitpreisauktion hingegen gewinnt ebenfalls der Höchstbieter den Handel, zahlt aber nur den Preis des zweithöchsten Gebotes. Dieses Ergebnis tritt ja auch bei ebay- und anderen klassischen Versteigerungen ein: Der Sieger zahlt den Preis des „Zweitplatzierten“.
Andere Versteigerungen dagegen beginnen mit einem Festpreis. Eine Uhr läuft ab und der Preis senkt sich pro Zeitintervall. Die Schüler mussten sich vorher überlegen, bei welchem Preis sie den Vorgang stoppen. Diese holländische Auktion wird täglich in Amsterdam (daher der Name) frühmorgens bei Schnittblumen angewendet, denn sie ist schnell und führt immer zu einem Ergebnis. Die englische Auktion dagegen zählt nach dem Startpreis in Zeitschritten hoch. Hier gewinnt derjenige Bieter mit der größten Wertschätzung, zahlt aber den letztgenannten, also zweithöchsten Preis.
Im anschließenden Gespräch wurden die Eigenschaften, Vor- und Nachteile der jeweiligen Versteigerungen diskutiert. Der informative Nachmittag gab einen Einblick in dieses Teilgebiet der Spieltheorie. „Cool war, dass wir selbst diese Auktionen durchführen konnten“, meinte eine Schülerin beeindruckt.
Birgit Schillinger