„Mein Problem ist, dass ich nicht genau weiß, wie man richtig lernt. Wenn ich dann lerne, lasse ich mich außerdem schnell ablenken“, erklärt eine Schülerin. Sie ist nicht allein mit dem Problem. „Ich habe Probleme damit, eigenständig zu lernen, mich selbst an meinen Schreibtisch zu setzen und einfach mit dem Lernen anzufangen. Mich beschäftigen häufig andere Themen…“, beschreibt ein Mitschüler seine Schwierigkeiten.
Daher gibt es am Hebel-Gymnasium nun das Angebot des „Lerncoachings“.
Dahinter steckt die grundlegende Idee, die Schüler in der individuellen Gestaltung ihres Lernens so zu unterstützen, dass sie selbst damit zufrieden sind. Das Lerncoaching startete als Pilotprojekt für Klasse acht im letzten Schuljahr. Es wurde sehr gut angenommen. Die Schüler nutzen die Chance, unter Anleitung ihr Lernen zu reflektieren und ihr Arbeitsverhalten zu optimieren.
Die Idee für das Zusatzangebot ist von der Praxis an anderen Schulen inspiriert und war nicht als „Corona-Maßnahme“ konzipiert (die Idee gab es schon vorher). Aber gerade vor diesem Hintergrund kommt diese Unterstützung nun genau richtig. In diesem Schuljahr wird es auf die Klassen acht und neun ausgeweitet.
Insgesamt sechs Lehrkräfte arbeiten mit: Lina Gall, Christiane Graf, Dörte Hoeth, Henrike Landgraf, Kerstin Scherer und Florian Seitz. Sie bieten Einzelcoachings an, in denen sich Coach und Schüler gemeinsam anschauen, wie der Schüler bisher lernt und was daran noch nicht so gut funktioniert. „Bei mir ist das Problem, dass ich lerne und auch viel lerne, aber ich bei manchen Fächern vor der Arbeit sitze und einfach nichts mehr weiß“, schreibt eine Achtklässlerin in einer Vorab-Umfrage.
Darauf aufbauend und an den persönlichen Zielen orientiert entwickeln Coach und Schüler konkrete Handlungsstrategien für die Praxis. „Bei diesem Prozess wollen wir euch ein Stück des Weges begleiten, bis ihr euer Lernen für euch selbst zu eurer Zufriedenheit gestalten könnt“, schreibt das Team auf der Homepage.
Das Einzelcoaching ist erfolgreich, weil das Lernproblem in der Regel sehr individuell gelagert ist. In den Gesprächen kann auf verschiedene Themen wie Lernhemmnisse, Ziellosigkeit, Überforderungsempfinden, Unzufriedenheit, Selbstorganisation, Motivations- oder Konzentrationsprobleme eingegangen werden. Beim Lerncoaching können die Schüler dann zum Beispiel neue Lernstrategien ausprobieren, einen eigenen Lernplan erstellen oder die (häusliche) Lernumgebung umgestalten.
„Ich würde gerne wissen, wie ich für unterschiedliche Fächer am besten lernen kann. Außerdem würde ich gerne meine Noten verbessern und unterschiedliche Lerntechniken ausprobieren bzw. die beste Lerntechnik für meinen Lerntypen herausfinden“, wünscht sich ein Schüler. Wichtig ist auch, dass die Schüler angemessene Erwartungen an sich selbst formulieren, die sich dann auch tatsächlich erfüllen lassen.
Birgit Schillinger