Was ist „der Fluch des Gewinners“? Karl-Martin Ehrhart, Professor für Spieltheorie an der Karlsruhe Universität KIT, erklärte die Mathematik hinter verschiedenen Versteigerungen und führte mit den Schülern des Vertiefungskurses Mathematik eine „echte“ Auktion durch.
Bei Versteigerungen ordnet der Bieter dem begehrten Objekt einen Wert zu. Manchmal ist aber dieser Wert nicht berechenbar, sondern sogar allen unbekannt. Alle Interessenten müssen den Wert zunächst schätzen. Wenn beispielsweise eine Fläche für einen Windpark versteigert wird, ist unsicher, wie der Wind in Zukunft ist, wie die Bodenbeschaffenheit aussieht, wie sich der Strompreis entwickelt und vieles mehr.
Die Schüler durften nun bei ihrer Auktion den Geldbetrag in einem Gläschen, gefüllt mit vielen Münzen, schätzen und dann ein Gebot abgeben. Die Annahme, dass derjenige Bieter, der das Objekt höher einschätzt, auch ein höheres Angebot abgibt, hat sich in der Schulklasse bewahrheitet. Der Durchschnitt der Schätzungen aller Schüler traf den wirklichen Betrag recht genau.
Es gilt auch bei realen Auktionen, dass die Schätzung im Schnitt relativ gut ist. Das heißt aber, dass das Höchstgebot über diesem Schnitt liegt. Der Höchstbieter überschätzt im Allgemeinen das Objekt, ersteigert es also zu einem zu hohen Preis – und macht dann eventuell keinen Gewinn, sondern Verluste: Das ist „der Fluch des Gewinners“ - der sich auch im Klassenzimmer bewahrheitet hatte!
Birgit Schillinger