Selbst erlebt hat Rita Althausen, 1954 in Mannheim geboren, die Verfolgung und Deportation durch die Nationalsozialisten „zum Glück nicht“, wie sie selbst sagt. Eindrucksvoll und erschreckend sind ihre Schilderungen dennoch, wenn sie den Klassen 7d und 7f des Hebel-Gymnasiums von der Geschichte ihrer Familie berichtet. Begleitet wurde das Zeitzeugengespräch von deren Deutschlehrern Harald Paulsen, Hannes Steffen Henn und der Referendarin Vanessa Wehner.
Zunächst berichtet Frau Althausen von ihrem Vater Oskar Althausen. Als Jude wird er - teilweise unter dem Beifall seiner Nachbarn - 1940 aus Mannheim ins Konzentrationslager im südfranzösischen Gurs deportiert. Nach Jahren der Gefangenschaft und der Zwangsarbeit gelingt ihm von dort die Flucht über Spanien nach Palästina auf dem Gebiet des heutigen Israels.
Bereits 1951 kehrt er nach Mannheim zurück. Dort ist die Familie zunächst nicht willkommen und stößt auf viele Hürden. "Ungeachtet dieser Erfahrungen hat sich mein Vater zeitlebens gegen Hass gewandt und sich für Versöhnung eingesetzt", so Rita Althausen.
An dieser Stelle beginnt auch ihre eigene Geschichte. Sie habe eine glückliche Kindheit gehabt. Ob ihr selbst Antisemitismus widerfahren sei? „Klar. Da hat es einen Lehrer gegeben, der Altnazi war. Dem hat man das deutlich angemerkt, dass er mich nicht leiden kann“, berichtet die Frau, die selbst als Lehrerin an einem Gymnasium unterrichtet hat. Wie ihr Vater setzt auch sie sich für Versöhnung und Verständigung der Religionen ein. Im aktuellen Krieg zwischen Israel und der Hamas gehen ihr die Schicksale der Geiseln und der Zivilbevölkerung nahe. Von der einfachen Bevölkerung hätte sicherlich auf beiden Seiten niemand ein Interesse, im Krieg zu leben, sagt sie. Sie mahnt: „Beide Seiten müssen sich zusammensetzen, dann wären Frieden und sogar eine gute Zusammenarbeit möglich." Der Dialog ist laut Althausen die Grundlage des Zusammenlebens. "Auch bei Uneinigkeiten immer Mensch zu bleiben, das sollten wir aus der Geschichte gelernt haben!“.
Zeitzeugengespräche schaffen ein Verständnis für die Bedeutung der Geschichte und schärfen den Blick für aktuelle politische und gesellschaftliche Vorgänge. Aus diesem Grund hat die Deutsch-Fachschaft des Hebel-Gymnasiums ein solches Zeitzeugengespräch in Klasse 7 in ihrem Schulcurriculum verankert.
Hannes Steffen Henn