11.03.24

Künstliche Intelligenz im Fokus – Professor Karsten Huffstadt beleuchtet Chancen und Risiken am Hebel-Gymnasium

Müssen Schülerinnen und Schüler heute noch lernen, eigenständige Texte zu verfassen? Dieser Frage geht Karsten Huffstadt, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt, bei einem Hebel-Treff in seinem Vortrag „Künstliche Intelligenz – (nicht nur) in Schule und Unterricht“ nach.

Künstliche Intelligenz (KI) ist auf einem rasanten Vormarsch. Innerhalb eines Jahres ist sie zu einem Inbegriff für Innovation und Fortschritt geworden. Sie soll eigenständig Problem lösen und bei Entscheidungen helfen. Dabei ist sie uns bisher vor allem in Science-Fiction Filmen begegnet. Huffstadt hat ein besonderes Faible für diese Filme und streut immer wieder Film-Standbilder als Quizfrage in seinen Vortrag ein. Die fast 100 Zuhörer des Hebel-Treffs haben sichtlich Spaß daran, die richtigen Filmtitel zu erraten. Und so erinnert man sich gern an den mit KI ausgestatteten Computer HAL aus dem Film „2001 – Odyssee im Weltraum“, der bereits 1968 veröffentlicht wurde. Eine solche „starke KI“, die der menschlichen Intelligenz gleichkommt, verbleibt jedoch vorerst im Bereich der Fantasie. Eine „schwache KI“ wie das Computerprogramm ChatGTP, dem das interaktive Denken des Menschen noch fremd ist, ist seit Anfang 2023 enorm im Vormarsch. Die Problemstellungen, die damit bearbeitet werden können, sind jedoch bereits heute sehr vielfältig. Huffstadt führt eindrucksvoll vor, wie quadratische Gleichungen, Schulstoff der 8. Klasse in Mathematik, mit Hilfe von ChatGTP gelöst werden. Dabei wird sogar der Rechenweg detailliert erläutert. Wenn man einen dieser Schritte nicht versteht, kann man nachfragen und das Computerprogramm gibt zusätzliche Erklärungen. Dies ist nicht nur für Eltern hilfreich, die die Hausaufgaben ihrer Kinder kontrollieren möchten, auch Schüler können auf diese Weise Verständnislücken schließen. Deutlich wird aber zugleich, dass im Unterricht das reine Abfragen der Rechenergebnisse nichts mehr darüber aussagt, ob Schüler den Lernstoff tatsächlich verstanden haben. Huffstadt führt aus, dass selbst in seinen Kursen an der Universität schriftliche Hausarbeiten nicht mehr ohne Unterstützung einer KI erstellt werden. Die Fähigkeit, Texte eigenständig zu formulieren, geht dabei zu einem gewissen Grad verloren. Und so fragt Huffstadt provokativ, ob Schülerinnen und Schüler diese Fähigkeit heute noch erwerben müssen. Unter den Zuhörern kommt Unruhe auf, die auf Ablehnung hindeutet. Huffstadt gibt jedoch zu bedenken, dass die meisten Menschen der zivilisierten Welt keine Fische mehr fangen können. Eine Fähigkeit, die der Urzeitmensch noch für selbstverständlich hielt. Mit Stimmen-Imitaten kann man nicht nur Barack Obama Worte in den Mund legen, die er nie gesagt hat. Die damit verbundenen Gefahren sind offensichtlich und die Zuhörer diskutieren intensiv mit dem Referenten. Huffstadt mahnt zur Vorsicht, persönliche Daten wie Bilder und Stimmen insbesondere ihrer Kinder im Internet zu teilen. Ein neuer Geschäftszweig entsteht gerade mit der „Digital Afterlife Industrie“, die Avatare erstellt, so dass man sich mit diesen Personen nach ihrem Tod unterhalten kann als seien sie noch am Leben. Voraussetzung ist, dass zuvor genügend Daten zur Verfügung gestellt wurden. Kurze Videos können auf einfache Weise erstellt werden, sei es sich bekämpfende Piratenschiffe in einer Kaffeetasse, eine Szenerie aus kalifornischen Goldrauschzeiten der 1850er Jahre oder im Schnee tollende süße Hundewelpen. Auch damit kann der Schulunterricht bereichert werden. Mit viel Applaus und dem Dank der Schulleitung wird Herr Professor Huffstadt verabschiedet.

Der Freundeskreis bedankt sich herzlich bei allen Zuhörern. Für unser Waisenhaus-Projekt in der Demokratischen Republik Kongo sind 250 Euro an Spenden zusammengekommen.

Thomas Bartsch

Prof. Karsten Huffstadt (rechts stehend) begeistert im Dialog seine zahlreichen Zuhörer.
Prof. Karsten Huffstadt (rechts stehend) begeistert im Dialog seine zahlreichen Zuhörer.
Prof. Karsten Huffstadt referierte mehr als 90 Minuten über Künstliche Intelligenz beim Hebel-Treff am 04. März 2024.
Prof. Karsten Huffstadt referierte mehr als 90 Minuten über Künstliche Intelligenz beim Hebel-Treff am 04. März 2024.