12.02.24

Du änderst ja doch nichts? Zeitreise in die 1848-Revolution

„Es hätte nie etwas Großes gegeben, wenn jeder stets gedacht hätte, du änderst ja doch nichts“, erkannte vor 175 Jahren Robert Blum, einer der 1848-Revolutionäre. Mit diesem Satz endet auch die spannende Zeitreise, auf die der Mainzer Schauspieler Tino Leo die Oberstufenschüler des Hebel-Gymnasiums mitnahm.

„Einigkeit und Recht und Freiheit“ heißt sein Programm über die Revolution von 1848/49, die in Deutschland ein Meilenstein auf dem Weg zur Demokratie war. Der vielseitige Künstler Tino Leo schlüpft in seiner One-Man-Show in zehn Rollen! Da ist er einmal der liberale Vorkämpfer Adam Johann von Itzstein, der in Friedrich Hecker den extremen, radikalen Gegenspieler im Kampf für eine demokratische Verfassung hat. Es kommen ein hungernder Arbeiter zu Wort, der ebenso wie seine Frau und seine Kinder täglich 18 Stunden arbeitet und dennoch nicht genug zu essen hat. Den Kontrast zu dem „einfachen“ Volk stellt dann beispielsweise Fürst Metternich dar, den Tino Leo herrlich arrogant und versnobt mit einem österreichischen Akzent spielt.

Der Profischauspieler braucht erstaunlicherweise keinen Kostümwechsel – allein die Körperhaltung, die Mimik und die Sprache charakterisieren jede Person so treffend, dass die Schüler dem Rollenwechsel folgen können. In einer Unterrichtsstunde schafft es Tino Leo, 40 Jahre deutsche Geschichte lehrreich und unterhaltsam zu veranschaulichen. Das Skript war eine Auftragsarbeit – inzwischen kann er auf 100 Aufführungen vor insgesamt 30.000 Schülern und Politikern, darunter auch dem Bundespräsidenten, stolz sein. Die Hebelianer waren durch den Geschichtsunterricht gut vorbereitet und konnten daher dieses schauspielerische Highlight wertschätzen. Und wenn in den Köpfen der  begeisterten Zuschauer dann noch Bezüge zur aktuellen Weltpolitik, wo die Demokratie nicht nur in Deutschland gefährdet ist, reifen, war der Auftritt von Tino Leo ein voller Erfolg.

Birgit Schillinger